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Klaus Woltron

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Die den Sturm ernteten

„Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten. Ihre Saat soll nicht aufgehen; was dennoch aufwächst, bringt kein Mehl; und wenn es etwas bringen würde, sollen Fremde es verschlingen.“ (Hosea, Kapitel 8, Vers 7)

Klaus Woltron

Die den Sturm ernteten

„Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten. Ihre Saat soll nicht aufgehen; was dennoch aufwächst, bringt kein Mehl; und wenn es etwas bringen würde, sollen Fremde es verschlingen.“
(Hosea, Kapitel 8, Vers 7)

Wind wurde gesät in den letzten Jahren, Wind jeglicher Provenienz. Da war einmal der faulig dahinkriechende Hauch des quälenden Stillstands im Land, der viel zu spät durch eine Palastrevolution ein vorläufiges Ende fand. Sodann die offensichtliche Unfähigkeit Brüssels, mit wirklich substantiellen Fragen zu Rande zu kommen. Letztendlich, als der weitaus wirksamste, ein glühheißer Samum aus dem Osten; von Millionen unkontrollierten Einwanderern nach Europa, der die meisten Aborigines hierzulande bis ins Mark schockierte und verängstigte. Als Gegenreaktion ein eiskalter Nordwind in Form einer stetigen Zunahme der Anhängerschaft der Rechten.
Zusammen mit den immer stärker aufbrandenden Emotionen von links und rechts arteten diese Böen nach dem ersten, aufrüttelnden Durchgang der Präsidentenwahlen in einen schon lange nicht dagewesenen Fight zwischen rechts und links aus. Im Unterschied zu früheren ideologischen Kämpfen spielte sich die Auseinandersetzung diesmal allerdings nicht zwischen den marginalisierten, kompromisslerischen Parteien der Mitte, sondern der aggressiven äußersten Rechten und Linken ab. In ihrer Not schlossen sich offizielle Vertreter der fürchterlich abgestraften gemäßigten Rechten der Propaganda für den verbliebenen linken Kandidaten an, welcher von der gesamten nationalen und internationalen Presse ebenfalls tatkräftigst unterstützt wurde. Der verunsicherte, zornige und emotionalisierte Bürger merkte die geballte Absicht — und war abgrundtief verstimmt, wie das am Sonntag nun über Österreich hereingebrochene Sturmtief samt Hagel und Gewitter mehr als deutlich veranschaulicht.

Jetzt hat der Österreicher — und nicht nur er — seinen Salat: Eine Vitaminbombe aus knackigem Maikönig in SPÖ — Kernöl, übergossen mit einem scharf — sauren Dressing aus dem FPÖ — Hof. Eigenartiger Weise schmeckt er mir gar nicht so schlecht. Abgesehen davon, dass mich die einseitige Hatz aller etablierten Pfründner und deren Lohnschreiber — die Pfründner zweiter Ordnung sind- ziemlich abgestoßen hat, gefällt mir der Umstand, dass sich der Zeiger der Waage entsprechend den tatsächlichen gesellschaftlichen Realitäten einstellt. In den letzten Wochen schien es ja so, als ob Österreich ausschließlich auf den angeblich unabhängigen Messias aus der Grün — Küche angewiesen wäre, um nicht alsbald einer gräulichen faschistischen Diktatur anheimzufallen. Nunmehr darf man gespannt sein, ob man bereit ist, demokratische Prozesse zu akzeptieren, auf deren Einhaltung zu Recht massiv gepocht wurde. Dies ist keinesfalls mehr selbstverständlich: Die Reaktionen der letzten Tage und Stunden und jene, die wahrscheinlich noch folgen werden, zeigen das überdeutlich.


Warum mir die Ereignisse der letzten drei Wochen gefallen

Erstens und insbesondere deshalb, weil sich eindeutig erwiesen hat, dass die Österreicher trotz der geballten Wut und des unverhältnismäßig lauten Geschreis des ins Mark getroffenen Establishments nicht vom Weg der Eigenständigkeit und Selbstbestimmung abzubringen sind. Es fand ein Volkentscheid zwischen zwei grundlegend unterschiedlichen Richtungen statt, und man hat eindeutig und mit überragender Mehrheit dem Weg weiterer Abgabe von Souveränität, der unkontrollierten Ausübung von Macht durch ein bestens verlinktes Netzwerk von Seilschaften, einer unerträglich langsamen Justiz in Fällen haarsträubender politischer Korruption, selektiver Information der Bevölkerung durch gelenkte Medien, unkontrollierter Zuwanderung und dem ungebremsten Ausbau des Staatseinflusses eine mehr als klare Absage erteilt. Die zur Auswahl stehenden Personen waren weitestgehend nur Symbole für diese Extreme.
Der zweite Grund, warum mir die gestern neu entstehende politische Konstellation gefällt, ist der hübsche Antagonismus zwischen den Positionen und Individuen „Kern und Hofer“: halblinks und dreiviertel rechts. Daraus könnte eine produktive Spannung entstehen, die uns allen durchaus guttun wird — wenn denn jeder der beiden sein Amt verantwortungsvoll und besonnen ausübt, was ich einmal, als skeptischer Optimist, annehmen will. Das dümmliche Theater mit dem verstaubten Nazi– Faschismus– und Diktator — Popanzen an den einen und den Staatsdienst — Vorwürfen an den anderen möge man den verzweifelten Bewahrern des Establishments — s. oben — gnädig verzeihen. Wenn man seine lang gebürsteten und gerne getragenen Felle jählings davonschwimmen sieht, greift man in alle noch verfügbaren Mottenkisten.

Der neue Adel und seine Sansculotten

Zurück zu den Ursachen der Malaise Zum primären Establishment- früher Adel genannt — zählen einmal die üblichen Verdächtigen: Große Koalition und ihre Pfründner: Subventionsempfänger, Beamtenvertreter, Bünde rechts und links, Staatskünstler, Gewerkschafter, Kämmerer etc. Weiters dann die Verdächtigen zweiter Ordnung: Alle indirekt von der Gunst der Koalitionsparteien abhängigen Medien, ob rechts, ob links, sowie deren bedauernswerte Schreibknechte und — mägde. Sodann die Meinungsopportunisten jeglicher Provenienz, die ihr Mäntelchen nach den jeweils bestehenden Machtverhältnissen richteten bzw. richten mussten, unter der Devise: „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing, poste oder sende“.
Diese bunt zusammengewürfelte, bisher durch das Ziel des gegenseitigen Macht- und Existenzerhalts stabilisierte Gruppierung hat sich per decretum proprium längst zum geistigen, moralischen und herrschenden Adel ausgerufen. Man hat seine eigenen Philosophen, Deuter von allem und jedem, Ausrufer, Plakatierer, bezahlte Inseratenverfasser, Volksredner, Bankiers, angebliche Vertreter des sogenannten „arbeitenden Volks“ und Redakteure in allen möglichen Medien. Alle zusammen bilden einen selbst erhaltenden und zunehmend auch nur mehr für sich selbst sorgenden eigenen Staat im Staate. Dass es zumindest mit der vielzitierten Moral nicht allzu weit her ist, ist offenkundig. Die geistigen Leistungen sind ebenfalls enden wollend, und was den Machterhalt anlangt, zeigen sich immer tiefe Risse im Netzwerk, insbesondere was die wirtschaftlichen Erfolge betrifft. Ohne Geld gibt’s aber ka Musi, wie der Lateiner sagt. Und jetzt kam der 22. Mail 2016, der bloßlegte, dass das gemeine Volk anders denkt als man gern hätte. (Norbert Hofer hat damit allerdings herzlich wenig zu tun.) Da jeder Adel sein Gegenstück in Form der Sansculotten (jene, die das Gefühl haben, die Hosen zu verlieren) förmlich provoziert, und der jeweilige Adel das in der Geschichte immer wieder zu spät erkannte, wurde diesem am 22. Mai eine dicke Rechnung präsentiert.

Die Neue Linke — ein heterogenes Gebilde aus Versatzstücken aller möglichen Parteien und Interessengemeinschaften — erlitt in Person ihres Stellvertreters das Schicksal aller Revolutionäre: Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben. Auch wenn er schon 72 Jahre alt ist. Die Rechten mögen sich ebenfalls einkriegen: Recht getan braucht viel viel mehr als rechts reden. Für beide aber gilt das alte Griechenwort:


Im Siege jauchze nicht vor der Gemeinde und bist besiegt Du, weine haltlos nicht am Herd. Bewahre Maß! Denn wandelbar ist Menschenlos, und unverbürgt. (?ρχ?λοχος)

Kommentare
DI Dr. Klaus Woltron am 22.05.2016 um 15:36 Uhr:

Howgh.