Die neue Weltordnung- ein tanzender Stern...
Wo sind die Felsen in der Brandung?

„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können....“
(F. Nietzsche, 1844-1900).
Man hält mir zuweilen vor, ich wäre zu pessimistisch. Angesichts des Chaos, in welches die Welt derzeit hineinschlittert, ist es nun einmal nicht leicht, den in einer wildbewegten Karriere mühsam aufgepäppelten Optimismus beizubehalten. Umso wichtiger ist es, erfreuliche Perspektiven in dem dahinrasenden Geschehen zu entdecken, folgend einer Weisheit meiner Oma: „Es gibt keinen Schaden, wo nicht auch ein Nutzen ist“.
Der Gärtner- meine Oma war eine Bäuerin- kennt das Chaos aus der Erfahrung mit dem Kompost. Der Prozess des Zerfalls, der in einem Misthaufen vorübergehend herrscht, ist unvermeidlich, um die Fruchtbarkeit des Gartens oder Feldes aufrecht zu erhalten.
Ordnung aus dem Chaos
Was steht uns bevor? Nach der Auflösung der alten Ordnungen wird die Welt komplexer werden. Die Kräfte verteilen sich auf mehrere Staaten als bisher: Zu den USA, China, Europa, Russland stürmen weitere BRICS- Staaten auf den Plan: Indien, Südafrika, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und andere südliche Länder.
Europa steht vor der Herausforderung, seine Eigenständigkeit zu stärken, vielseitige Kooperationen zu fördern und geschickt zwischen den Großmächten zu balancieren. Auf diesem Feld hat es China zu einer wahren Meisterschaft gebracht. Gelingt dieser Balanceakt samt den notwendigen Reformen nicht, läuft Europa Gefahr, in eine Art „Regionalliga Mitte“ abzusteigen- gefangen zwischen russischem Druck, chinesischem Einfluss und einer unzuverlässigen US-Partnerschaft. Die derzeit abzusehende Annäherung der USA an Russland könnte Europa zudem sicherheitspolitisch isolieren.
Kann ein kleines Land wie Österreich warten, bis sich der schwerfällige und erneuerungsunwillige Koloss in Brüssel zu einer kraftvollen Strategie durchringt?
Die Chance der Kleinen und der Jungen
Wer, wenn nicht die Jugend, kann in diesem Chaos einen "tanzenden Stern gebären?" Besonders kleine, wendige Länder mit einer wachen und kreativen Bevölkerung wissen die Chancen der Veränderung besser zu erkennen und zu nutzen als große, schwerfällige. Derzeit aber scheint das System, in welches wir uns verirrt haben, die Nachteile der Größe und Kleinheit zu verbinden: Wir können uns in dem Spinnennetz der EU von Aberhunderten Gesetzen nicht so bewegen, wie es nötig wäre. Dazu kommt, dass man uns in Feindschaften und Bündnisse zwingt, welche unseren speziellen Interessen entgegenstehen.
Ich hoffe auf die Jugend. Sie wird, der Not gehorchend, die neu auftauchenden Chancen erkennen und nutzen. Wir, die Älteren, haben die Pflicht, sie dabei zu unterstützen- nicht durch Belehrung oder Bevormundung, sondern mit dem Vorleben des Mutes und Nicht- Verzagens; sie an die „Alten Tugenden“ zu erinnern, in einer unaufdringlichen Weise, soll man ihnen nicht ersparen. Diese sind seit Jahrtausenden unbestritten.
- Klugheit: die Fähigkeit, vernünftig und weise zu entscheiden.
- Gerechtigkeit: Fairness und moralisches Handeln.
- Tapferkeit: Mut und Stärke in schwierigen Lagen.
- Mäßigung: Selbstbeherrschung und Ausgewogenheit.
Zurück zum „Tanzenden Stern“: Derzeit tanzen vor den allermeisten Augen Sterne- als hätte man einen wuchtigen Schlag auf den Kopf bekommen. Ein Schlag auf den Kopf hilft beim Denken nicht- im Gegenteil, er kann es erheblich beeinträchtigen. Ganz andere Maßnahmen sind vonnöten als die teils barbarischen Therapien des grimmigen Dr. Eisenbart (1663-1717).
Wege aus der Krise
Viele Staaten blühten nach katastrophalen Rückschlägen wieder auf, wenn politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Maßnahmen Hand in Hand gingen. Stets findet man dabei dieselben wesentlichen Erfolgsfaktoren:
- Führung und Vision: Klare politische Strategien und entschlossene Führung.
- Wirtschaftliche Reformen: Öffnung für Handel, Investitionen in Bildung und Infrastruktur.
- Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Versöhnung und Integration helfen, Spaltungen zu überwinden..
- Mut und aktivierte Kraft: Eine positive, zukunftsorientierte Einstellung fördert die Motivation und Kreativität der Bevölkerung.
Vorsicht bei roten Tüchern!
In der ersten Hektik neigt man dazu, den erstbesten Ratschlüssen blind zu folgen. Diese sind aber zumeist nicht die Besten und werden oft von bedenklichen Motiven oder gar purer Panik getrieben. Es gilt, besonnen, kraftvoll und kreativ an die Riesenaufgabe heranzugehen. Glaubwürdigkeit der handelnden Personen, Vertrauen in die eigene Kraft und ein gehöriges Maß an Entschlossenheit sind erforderlich. Dabei kann die ältere Generation den Jungen beispielhaft vorangehen.
Felsen in der Brandung
Lasst uns Haltung, Mut und Hoffnung vorleben! Nicht Kleinmut oder billigen Zweckoptimismus wollen die Jungen sehen, sondern einen kraftvollen, mutigen Realismus. Wer schaffen will, muss fröhlich sein! Wo erreichbare Ziele und Hoffnung auf Besserung bestehen, da wächst die Kraft. Die nachwachsende Generation suchte immer schon Herausforderung, Veränderung und Kräftemessen. Wohlan! Lasst uns an ihrer Seite stehen: Als Vorbild und Ratgeber- aber nur, wenn wir gefragt werden. Dann werden sie frei und wacker ihren Stern zum Tanzen bringen.
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